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Ratgeber Schulkinder

Psychische Gesundheit im Schulkindalter - Ratgeber für Familien

Ob Erstklässler*in oder Teenie: Kinder brauchen Zuwendung und Anerkennung, um sich gesund zu entwickeln und Herausforderungen wie Schulwechsel und soziale Beziehungen außerhalb der Familie zu meistern. Besonders wenn Probleme und Beeinträchtigungen auftreten, haben Eltern viele Fragen und nicht immer fällt die Einschätzung leicht: Altersgemäße Entwicklung? Individuelle Eigenheit? Nur eine Phase? Oder doch ein behandlungsbedürftiges Problem? Manchmal ist es dann sinnvoll, sich fachkundige Unterstützung zu suchen. Die Broschüre soll eine erste Orientierung bieten und den Weg zu Hilfsangeboten weisen.

Die Broschüre steht Ihnen zum Download oder zur Bestellung als Printversion unter den nachfolgenden Links zur Verfügung.

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Fast jedes dritte Grundschulkind in Deutschland hat Probleme dabei, das Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen zu lernen.

Kinderpsychen – sensibel und doch stark

Selbst widrigen Bedingungen sind Kinder oft erstaunlich gut gewachsen, sofern es eine oder mehrere Bezugspersonen gibt, die sie unterstützen. Aber es gibt Risikofaktoren, die psychische Erkrankungen begünstigen.

Bei einigen Erkrankungen spielen beispielsweise genetische Anlagen eine Rolle. Zudem kann das persönliche Tempo der Entwicklung einen Einfluss auf die Entstehung psychischer Probleme haben. Auch die Erfahrungen der frühen Lebensjahre sind prägend. Wer viel Mangel erlebt, braucht oft besonders viel Zuwendung und Kraft, um sich gesund entwickeln zu können. Leiden Eltern an psychischen Erkrankungen, ist das Risiko für ihre Kinder ebenfalls erhöht. Das gilt auch, wenn Eltern oder Kinder selbst chronische körperliche Erkrankungen haben. Schwer wiegen traumatische Erlebnisse: Psychische oder körperliche Misshandlung, andauernde ungelöste Konflikte oder der Verlust eines Elternteils belasten Kinder akut und hinterlassen Spuren im Gehirn. Mitunter sind sie lebenslang psychisch weniger belastbar.

Angsterkrankungen, Depressionen, Störungen wie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und solche des Sozialverhaltens treten bei Kindern am häufigsten auf. Manchmal zeigen sich andere Symptome als bei Erwachsenen. Biscirca zur Pubertät sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Hinter vermeintlich schwierigem kindlichen Verhalten steckt meist keine böse Absicht, sondern große psychische Not. Mit modernen Behandlungsverfahren, die auch die Familie einbeziehen, lässt sich oft verhindern, dass diese Not chronisch wird und sich bis ins Erwachsenenalter zieht.

Alarmsignale im Grundschulalter

Sich stundenlang konzentrieren, zum ersten Mal Noten bekommen: Leistung zu bringen und sich einzuordnen, wird mit der Grundschulzeit wichtiger. Mögen mich die Lehrer*innen? Finde ich neue Freund*innen, wofür bekomme ich Lob, wofür Ärger – innerhalb der Klasse oder mit Autoritäten? Der Übergang in die Grundschule ist für alle Kinder eine Herausforderung. Typisch Grundschulkind oder Anlass zur Sorge? Das hängt meist davon ab, wie ausgeprägt, häufig und lange die folgenden Probleme auftreten.

Körper und Kontrolle

  • Auffällige Bewegungs- oder Sprachmuster: permanentes Zucken, Drehen oder Wackeln, andauernde Wiederholungen von Bewegungsabläufen, Sätzen, Wörtern oder Zahlen
  • Ausgeprägte Schlafstörungen: Probleme beim selbstständigen Einschlafen, häufiges nächtliches Aufschrecken, häufige Alpträume, frühes Erwachen am Morgen, Schlafwandeln
  • Verletzung des eigenen Körpers: Nägelkauen, Ausreißen von Haaren, Abzupfen der Haut, übermäßiges Herumdrücken an Unreinheiten, Selbstverletzung mit scharfen Gegenständen
  • Rückschritte bei Sauberkeitsentwicklung: plötzliches (nächtliches) Einnässen oder Einkoten bei Kindern, die bereits längere Zeit trocken waren
  • Fortdauernde körperliche Symptome ohne Erklärung: Kopfweh, Bauchschmerzen, Übelkeit, dauernde Müdigkeit

Stimmung und Wahrnehmung

  • Auffallende Ruhe: wenig Lebendigkeit, wirkt passiv oder traurig, gedrückte Stimmung, mangelnde Energie
  • Starke Reizbarkeit und Empfindlichkeit: sehr impulsiv und ungeduldig, übermäßige Wutanfälle, schnell wechselnde Stimmungen, erträgt Frustration nur schwer
  • Permanenter Bewegungsdrang und Unruhe: dauerndes Zappeln und Herumfuchteln, sehr lautstarkes Spielen, übersieht Risiken und Gefahren
  • Wenig Selbstvertrauen: ausgeprägte Schuldgefühle, äußert häufig das Gefühl, schlechter als andere oder wertlos zu sein
  • Ausgeprägte Konzentrationsprobleme: leicht abzulenken, Unfähigkeit, sich länger alleine und ruhig zu beschäftigen

Ängste und Sorgen

  • Ausgeprägte Trennungsangst: übertrieben anhängliches Verhalten, permanente Sorge um die eigene Sicherheit oder die der Angehörigen, Vermeiden von unbegleiteten Besuchen oder Übernachtungen bei Freund*innen
  • Extreme Leistungsangst: übertriebene Sorge vor Prüfungen und Misserfolgen kombiniert mit Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, Panikattacken während Tests
  • Übermäßige soziale Ängste: dauernde Sorge, sich vor anderen zu blamieren, extreme Schüchternheit, ausgeprägte Furcht davor, vor Publikum zu stehen
  • Übertriebene Ängste vor Tieren, Gegenständen, Situationen (zum Beispiel Dunkelheit, Einstieg von Dieben ins Kinderzimmer) oder Fantasiefiguren
  • Permanente Sorgen und Grübeln: Angst vor Unheil in diversen Lebensbereichen, Gedankenschleifen, ausgeprägtes Bedürfnis, sich bei Bezugspersonen rückzuversichern
  • Angst vor dem Schulbesuch, Schwänzen der Schule über die Zeit der Einschulung oder den Schulwechsel hinaus

Beziehungen und Verhalten

  • Extrem angepasstes Verhalten: nimmt sich selbst stark zurück, übermäßige Rücksicht auf andere, äußert keine eigenen Wünsche
  • Soziale Isolation: Rückzug von Freund*innen und Familie, Desinteresse an sozialen Kontakten oder Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten
  • Entwicklung von Suchtverhalten: exzessiver Medienkonsum und Verlagerung der Interessen ausschließlich ins Internet
  • Vorliebe für Rituale und Wiederholungen: dauerndes Wiederholen von Aktionen (zum Beispiel Waschen, Aufräumen des Schreibtisches), ausgeprägte Abneigung gegenüber Veränderungen von gewohnten Abläufen
  • Kaum Bereitschaft, soziale Regeln zu akzeptieren: häufige Diebstähle und Lügen, permanente Versuche, anderen zum Beispiel beim Spielen den eigenen Willen aufzuzwingen
  • Gewalttätiges Verhalten: körperliche Angriffe auf Menschen und / oder Tiere, absichtliches Zerstören von Gegenständen

Tipps für Eltern und Bezugspersonen

Darauf kommt es an, wenn Kinder in psychischer Not sind:

Falls Ihr Kind Schwierigkeiten hat, in der neuen Lebenssituation anzukommen: Vermitteln Sie ihm Zuversicht, dass es diese Herausforderung meistern wird. Bauen Sie keinen unnötigen Druck auf. Achten Sie darauf, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter zu Hause Rückzugsräume für sich selbst hat, sich aber nicht zu viel zurückzieht, und versuchen Sie, einigermaßen feste Lern-, Ruhe- und Spielphasen vorzugeben.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie es mit den Schulaufgaben, Lehrer*innen und anderen Schüler*innen zurechtkommt. Helfen Sie dabei, eigene Strategien zur Problembewältigung zu entwickeln, bevor Sie Dritte einschalten. Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, indem Sie Begabungen hervorheben und es für Anstrengung loben.

Versuchen Sie, gemeinsam Regeln für das Zusammenleben aufzustellen. Bleiben Sie konsequent bei der Einhaltung. Bemühen Sie sich, selbst Vorbild zu sein. Grundschüler*innen beobachten sehr genau, wie ihre Eltern handeln – und übernehmen oft deren Verhaltensmuster. Lassen Sie Ihr Kind schrittweise selbstständiger werden und Angst auslösende Situationen (Schulweg, stundenlanges Alleinbleiben) in kleinen Etappen meistern.

Falls Ihr Kind Verhaltensweisen zeigt, die Sie seltsam finden: Bezeichnen Sie es nicht als verrückt oder krank. Machen Sie sich bewusst, dass es wahrscheinlich versucht, so tieferliegende Ängste in den Griff zu bekommen. Werden Sie hellhörig, wenn ein Kind plötzlich für einen längeren Zeitraum sein Verhalten verändert. Was könnten Auslöser sein? Haben Sie bestimmte Veränderungen früher schon einmal bemerkt? Führen Sie am besten ein Tagebuch, um einen Überblick zu bekommen.

Tauschen Sie sich regelmäßig mit den Lehrer*innen Ihres Kindes aus: Bemerken diese Auffälligkeiten, die Ihnen vielleicht noch nicht aufgefallen sind – oder bewerten sie ein Verhalten als unproblematisch, das Sie selbst stark stört? Sprechen Sie auch mit anderen Eltern oder Freund*innen, um ein Gesamtbild zu bekommen.

Unterstützung durch den LVR!

Die Kliniken des Landschaftsverbands Rheinland bieten an zahlreichen Standorten Hilfen für psychisch erkrankte Kinder und ihre Eltern an: in Ambulanzen und Beratungsstellen, Tageskliniken und speziell auf Kinder ausgerichteten Klinik-Abteilungen.

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