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Ratgeber Jugendliche

Psychische Gesundheit bei Jugendlichen

Kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen: Teenagerjahre und Pubertät sind für junge Menschen eine Zeit der Herausforderungen. Selbstzweifel und Krisen gehören zu dieser Entwicklung einfach dazu. Aber auch psychische Erkrankungen können sich in dieser besonders verletzlichen Lebensphase bemerkbar machen. Die neue Ratgeber-Broschüre „Psychische Gesundheit bei Jugendlichen“ zeigt, welche Krankheitsbilder auftreten können und auf welche Alarmsignale Eltern und Angehörige achten sollten. Zudem gibt sie einen Überblick über Hilfsangebote, stellt hilfreiche Bücher und Webseiten vor und zeigt Anlaufstellen der LVR-Kliniken auf.

Die Broschüre steht zum Download oder zur Bestellung als Print-Version unter den folgenden Links zur Verfügung.

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Jede* r vierte Teenager*in zwischen 11 und 17 Jahren leidet unter psychischen Auffälligkeiten.

Von der Kindheit in die Erwachsenenwelt

Schon ab der Vorpubertät, die bei den meisten Kindern im Grunschulalter beginnt, verwandelt sich ihr Gehirn in eine Großbaustelle. Während das Denken bald so schnell abläuft wie bei Erwachsenen, liegt die größte Macht doch bei den Gefühlen: Weil der Hirnstoffwechsel noch anders abläuft als bei den Großen, schwankt das Ego zwischen Selbstüberschätzung und -zweifeln. Ein falscher Satz kann Tobsuchsanfälle auslösen - oder zu tagelangem Rückzug führen.

Die meisten Verhaltensänderungen sind völlig normal, ebenso wie das oft unterschiedliche Entwicklungstempo in dieser Lebensphase. Jugendliche sind auf der Suche nach einer eigenen Identität, wllen sich ausprobieren und vor ihren Freund*innen bestehen, auf dem Schulhof genauso wie auf Social Media. Doch trotz aller Freiheitswünsche brauchen junge Menschen Halt. Wer schon als Kind besondere Schwierigkeiten hatte oder sehr sensibel ist, den bringen einschneidende Erlebnisse wie Trennungen oder der Verlust von Bezugspersonen, Probleme in der Schule oder im Freundeskreis leicht aus dem Gleichgewicht. In sozial benachteiligten Familien oder solchen, in denen die Eltern selbst mit seelischen oder körperlichen Handicaps zu kämpfen haben, ist das Risiko für psychische Krisen im Jugendalter ebenfalls erhöhrt. Aber auch Kinder aus vermeintlich heilenm erfolgreichen Elternhäusern können in Not geraten.

Die Frage danach, wer "Schuld" hat, wenn Teenager aus dem Ruder laufen, bringt niemanden weiter. Dafür umso mehr der aufmerksame Blick darauf, was ihnen individuell hilft, eine neue Balance zu finden.

Alarmzeichen für seelische Erkrankungen bei Jugendlichen

Wenn die Seele aus dem Lot ist, brauchen Kinder und Jugendliche Meschen, die sie aufmerksam beobachten. Ein Überblick über Anzeichen, die man ernst nehmen sollte.

Gefühle und Ängste

  • Dauerhaft gedrückte Stimmung und Hoffnugnslosigkeit
  • Ausgepräge Selbstzweifel, übertriebene Schuldgefühle
  • Starke Ängste vor Ablehnung oder sich zu blamieren
  • Permanente Grübel-Schleifen und Kreisen um Sorgen
  • Extreme Wutanfälle, dauerhafte Reizbarkeit
  • Selbstmord-Gedanken und / oder -Ankündigungen

Körper und Ernährung

  • Anhaltende oder häufig wiederkehrende körperliche Beschwerden, für die sich keine Ursache finden lässt.
  • Ausgeprägte, andauernde körperliche Unruhe
  • Starkes Unter- oder Übergewicht
  • Auffälliges Essverhalten, zum Beispiel immer weitere Reduktion der Nahrungsaufnahme, Ess-Brech-Anfälle
  • Lang anhaltende Schlafstörungen
  • Verletzen des eigenen Körpers, etwa mit spitzen Gegenständen oder Feuer

Verhalten und Routinen

  • Übertrieben ambitioniertes Sport- und Trainingsprogramm, das den gesamten Alltag beherrscht
  • ständige Wiederholung sinnlos wirkender Tätigkeiten (z.B. Zählen von Gegenständen, häufiges Händewaschen)
  • Analtender Rückzug von Familie, Freundeskreis und anderen Vertrauenspersonen
  • Permanente Regelverletzungen. z.B. Gewaltanwendung, Diebstähle, Konsum von illegalen und/oder legalen Drogen
  • Auffälligen sexuelles Verhalten, fehlender Respekt für die eigenen Grenzen und die anderer Menschen

Schule und Freizeit

  • Starke Konzentrationsschwierigkeiten
  • Große Probleme, Tätigkeiten durchzuhalten oder Anforderungen zu bewältigen
  • Plötzlicher Abfall von Schulleistungen
  • Anhaltende Angst davor, in die Schule zu gehen und / oder Angst vor Prüfungssituationen
  • Verweigerung des Schulbesuchs, häufiges Schulschwänzen
  • Dauerhaft übermäßiger Medienkonsum, z.B. permanentes Gaming, Verlagerung aller Aktivitäten in die virtuelle Welt, weniger Interesse an anderen Aktivitäten
  • Dauerhafte Schwierigkeiten beim Einhalten einer geregelten Tag-Nacht-Struktur, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus

Psychische Not und das soziale Umfeld

Eltern und nahestehende Personen fühlen sich oft hilflos,wenn Kinder und Jugendliche seelisch aus der Bahn geraten.Was Sie tun können – und was Sie besser lassen sollten:

Ist die Mutter schuld, wenn die Tochter eine Essstörung entwickelt? Liegts an der Scheidung der Eltern, dass der Sohn plötzlich mit aggressivem Verhalten irritiert? Schuldfragen führen selten weiter, wenn junge Menschen Krisen durchmachen.

Vielversprechender ist es, sich trotz möglicherweise anstrengender Pubertäts-Kapriolen um einen engen Draht zu den Teenagern zu bemühen und Interesse zu zeigen: Wer sich mit seinem14-Jährigen durch die Level eines Online-Games kämpft, schafft mehr Vertrauen als jemand, der erzieherische Vorträge hält.

Insbesondere, wenn Kinder und Jugendliche sich auffällig stark zurückziehen,sollten Erwachsene handeln. Zu viel Druck kann dabei genauso kontraproduktiv sein wie übermäßiges Behüten.

Halt geben durch klare Regeln, dabei Verständnis zeigen, wenn nicht alles wie besprochen klappt – und vor allem deutlich machen,dass auch ein erkranktes Familienmitglied nach wie vor geliebt wird: Das ist die Gratwanderung, die Angehörige psychisch erkrankter Teenager zu bewältigen haben.

Auch Großeltern, Freundeskreis oder andere Vertrauenspersonen können und sollten helfen, insbesondere, wenn das Verhältnis zwischen Eltern und Kind sehr belastet ist. Auch, wenn es manchmal schwerfällt, sich Außenstehenden zu öffnen: Scham ist fehl am Platz, denn psychische Probleme können jeden Menschen treffen. Ein engmaschiges Netz an Unterstützung ist in jedem Alter das beste Mittel, um sie zu bewältigen.

Unterstützung durch den LVR!

Die Kliniken des Landschaftsverbands Rheinland bieten an zahlreichen Standorten Hilfen für psychisch erkrankte Jugendliche und ihre Eltern an: in Ambulanzen und Beratungsstellen, Tageskliniken und speziell auf Jugendliche ausgerichteten Klinik-Abteilungen.

Kinder- und Jugendpsychiatrie - LVR-Klinikverbund

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